Freie Texterin und Autorin

MELANIE

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21.11.2023

Lesedauer: 5 min

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Mansplaining oder Mansblaming? Über die Awkwardness des Alltagsfeminismus

Mansplaining oder Mansblaming? Über die Awkwardness des Alltagsfeminismus

Mannmannmann: Feminismus. Ich sitze hier im Damensattel auf meinem Ferrari-Racing-Schreibtischstuhl, kratze mich mit meiner parfümierten Streitaxt an der Schläfe und weiß gar nicht, wie ich anfangen soll. Während für manche in Sachen gender equality heutzutage alles tutti ist, ahnen und mahnen andere, dass wir noch lange nicht fertig sind. Die einen sind bockig, die anderen zickig, der Rest so: Meh.

Tja, und nu? Am Beispiel des Mansplainings erkläre ich in diesem Beitrag, warum es für niemanden so wirklich einfach ist. Und warum es hilft, das zu verstehen.

Ich, Feministin? Okay, cool.

Ich bin Feministin, angeblich. Das scheinen Menschen zumindest oft anzunehmen. Ob das jetzt an meiner Ausstrahlung, meinem Lifestyle oder den rituellen BH-Verbrennungen liegt, zu denen ich wöchentlich einlade (im Dezember gibt’s Glühwein, ist ja auch lila): Ich hab mich bereitwillig mit dem Titel abgefunden. Wenn ich persönlich an FeministInnen denke, sind die zwar in meinem Kopf deutlich belesener und deutlich radikaler als ich, aber okay.

Was ich definitiv bin: als Frau geboren, auf biologischer Ebene cool damit und auch noch heterosexuell. Ich bin also eine Cis-Frau. In unserer heteronormativen Welt habe ich damit ein Arschkärtchen gezogen: Es ist schwer, aber es gibt Menschen, die es noch deutlich schwerer haben hinsichtlich ihrer Geschlechtsidentität. Und darüber bin ich mir sehr bewusst.

Das verleiht mir ganz offensichtlich schon genug Expertinnenstatus, um den Eindruck zu erwecken, man könnte mich wie eine Art Crashtest-Dummy für feministische Fragestellungen aller Art einsetzen. Das tun vor allem: Cis-Männer.

Immerhin sage ich ja auch Sachen wie Cis-Mann und heteronormativ, ein bisschen was muss am Verdacht also schon dran sein. Wirkt auf mich selbst oft eher profilneurotisch und elitär, solche Begriffe zu verwenden. So wie wenn Menschen auf Dating-Apps schreiben, sie seien sapiosexuell. Klingt wie Dinosex.

Bevor ich jetzt aber aus Versehen ein sarkastisches Fremdwort-Glossar eröffne, möchte ich mich lieber auf einen ganz bestimmten Begriff versteifen (Absicht), und zwar: Mansplaining.

Mansplaining-Vorwurf: Das Klappmesser im modernen Geschlechterkampf

Einige meiner Fellow-Normheten, denen das Thema eher fremd ist, denken jetzt vielleicht: „Poahneehörmirauf! Mach doch, wenn du willst, was du willst. Was soll denn der Emanzen-Dödelkram jetzt noch, ICH hab doch niemandem was getan – und außerdem Feierabend.“ Oder so.

Aber halt! So verdrehet nicht die Augen, liebe Lesenden! Sonst verpasst Ihr eventuell die Ausfahrt auf die Brücke, die ich nun beginne zu bauen.

Ich finde den Begriff des Mansplainings ein gefälliges Beispiel, um den sonst eher schwerwiegenden Gender-Diskurs aufzugreifen. Denn, anders als andere Themen aus diesem Bereich, ist dieses Wort und was dahinter steckt verhältnismäßig harmlos. Und deswegen, so hoffe ich – auch niedrigschwellig genug, sodass möglichst wenige direkt resigniert die Scheuklappen ausfahren.

Allerdings, und das macht es wirklich interessant: In genau dieser Niedrigschwelligkeit eines ja eigentlich ganz lustigen Begriffs wie „Mansplaining“ liegt ein großes Problem für feministisch geprägtes Vokabular auf seinem steinigen Weg in die Mitte der Gesellschaft.

Denn: Wann genau stimmt der Vorwurf, und wann nicht – und wer hat das letzte Wort?

Mansplaining, Klugscheißer oder einfach nur ein Mann, der etwas erklärt – und was ist, wenn er recht hat?

Auch wenn ich denke, dass die meisten den Begriff des Mansplainings schon einmal gehört, selbst abbekommen oder abgefeuert haben: Hier in aller Kürze.

Das Wort existiert seit ca. 15 Jahren, etymologisch ein ganz junger Hüpfer also. Nachdem ein Mann einer Kunsthistorikerin auf irgendeiner Veranstaltung in den USA unwissend ihr eigenes Buch erklärt hatte, wurde aus dieser Anekdote (die offensichtlich very relatable war) das Kofferwort Mansplaining kreiert – und hat es international in die Lexika geschafft. Letztlich geht es dabei um Rumklugscheißern in der Gender-Inequality-Edition.

KlugscheißerInnen mag niemand. Auch nicht, wenn sie recht haben. Wenn mir jemand etwas unaufgefordert erklärt und ich merke, dass es weniger um den Informationsaustausch geht als darum, dass die andere Person vor mir autosapiosexuell rumonanieren will – dann ist das weird und ich will, dass es aufhört.

So weit, so nachvollziehbar für alle. Richtig pfiffig wird die Angelegenheit jetzt aber, wenn man sich die Begriffsdefinition „Mansplaining“ genau anguckt.

Mansplaining heißt: Oft nichts Böses ahnende Cis-Männer erklären nicht cis-männlichen Personen etwas. Die sind davon genervt, denn entweder

sie wissen das alles schon, haben aus diesem Grund auch gar nicht gefragt und sind beleidigt, weil einfach angenommen wird, dass sie nicht schon Bescheid wissen,

oder

sie wussten es noch nicht, haben aber auch nicht darum gebeten, dass ihr gegenüber ihnen auf Verdacht Dinge erklärt, die sie nur vielleicht wissen wollen.

Ob der Mansplainer jetzt recht hat, oder nicht, das wird in den Definitionen, die ich gefunden habe, häufig mit einem „möglicherweise“ versehen: „Typ XY hat möglicherweise nur unvollständige oder falsche Informationen.“

Na ja, es ist dann zwar noch beknackter, aber der eigentliche Knackpunkt an der Geschichte ist eh ein anderer: Darum geht es nicht einmal.

Mansplaining ist die in-your-face Demonstration davon, dass Wissen und rationale Intelligenz traditionell Männersache sind. Es geht um die Selbstverständlichkeit der „Erklärerrolle“.

Die Rolle des Kontexts bei Gleichberechtigungsfragen, oder auch: Eine Primel auf einem Kartoffelacker ist kein Blumenbeet

Ich weiß, Frauen dürfen heute auch schon ganz schön viel und sowieso gibt es ganz viele Männer, die bei Rechten und Pflichten in vielen Bereichen keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern machen (wollen) – und wenn ich mich dazu entscheide, ‘ne Successful Business Woman zu werden oder Bauarbeiterin, dann hält mich ja heute auch keiner mehr davon ab (zumindest nicht per Gesetz).

Aber mal eine kurze Zwischenfrage: Es gibt so billige Sprüche T-Shirts, da steht drauf: Bin da, kann losgehen. Wie viele Frauen da draußen laufen wohl stolz und fröhlich damit rum? (Gibt’s unter anderem von Anbietern wie Spieltagsbier und Baufun, just sayin')

Es geht um das unterschiedliche Selbstbewusstsein, das uns allen als Kindern mitgegeben wurde in einer Welt, die nun einmal ganz klassisch und tief verwurzelt in die Kategorien Rosa und Blau aufgeteilt wurde. Was daraus gewachsen ist, lässt sich nicht mal eben mit einer Frauenquote umpflügen oder mit einem „Dann mach' doch einfach“.

Deswegen macht es auch heute einen großen Unterschied, ob mir ein (als solcher sozialisierter) Mann etwas ungefragt bzw. unnötig erklärt, oder jemand anderes. Denn wenn der Mann es tut, dann fühlt es sich an wie eine Demonstration der Tatsache, dass es für Menschen seines Geschlechts historisch ganz selbstverständlich ist, sich hinzustellen und Wahrheiten zu proklamieren. (So selbstverständlich, dass es nicht mal schlimm ist, ob ich das „möglicherweise“ gar nicht erklärt haben will – oder muss. Oder ob es vielleicht nicht mal stimmt.)

Die meisten Männer wurden so erzogen. Sie wurden in eine Welt geboren, in der große Namen, Idole, Vorstände und Legenden, wie sie selbst, in überwältigender Überzahl Männer waren – und heute in kleinerer Überzahl auch immer noch sind. Die Voraussetzung, etwas zu sagen zu haben, ist also schon direkt bei der Geburt erfüllt, ob der Mensch heute 60 oder 25 Jahre alt ist, egal. Und weil das so normal ist, gibt es auch keine Powermänner.

In der gleichen Welt bildet es immer noch die Ausnahme, wenn Frauen sich so verhalten. Es fällt immer noch mehr auf. Es wird belächelt, schärfer beobachtet oder ganz besonders lobend anerkannt. Wer das abstreitet, hat die Scheuklappen oben.

Powerfrauen gibt’s immerhin so einige.

All das im jovial-drolligen Akt des Mansplainings unter die Nase gerieben zu bekommen, nervt. Deswegen ist es gut, dass es Begriffe wie Mansplaining in den Sprachgebrauch und in das kollektive Bewusstsein schaffen.

Aber – jetzt kommt der Plottwist:

Explaining bitte: Wie zur Hölle geht Feminismus?

Ich als designierte Vorzeige-Emanze kann sagen: Ich hab doch selbst keine Ahnung.

Ich habe es schon einige Male mitbekommen, wie Frauen den Begriff Mansplaining in Anfällen von gutgemeintem aber blindem Aktionismus falsch verwendet haben. Irgendein Typ erklärt einfach nur etwas, weil das Gespräch es gerade ergibt, und zack, wird die M-Bomb gedroppt.

Das ist doof und sabotiert sowohl den Diskurs, an dem beide Seiten teilnehmen sollen, als auch die Glaubwürdigkeit der Sache an sich. Denn NATÜRLICH provoziert das auf der verunsicherten, angegriffenen Gegenseite die naheliegende Reaktion von



Eine Frau macht im Kontext von Feminismus Fehler, ergo: Die haben ja

Mann ey, nee! FeministInnen wollen erreichen, dass alle Geschlechter genauso für voll genommen werden wie das männliche. Das müssen wir aber ALLE erst lernen, denn da hat noch keiner so richtig viel Erfahrung mit. Nicht jeder Mensch mit feministischen Ansichten hat deswegen den ausgereiften Feminismus-Megaplan. Wenn irgendwelche AkademikerInnen und AktivistInnen, bei denen das schon eher der Fall ist, alten Phänomenen, wie dieser männlichen Überheblichkeit beim Mansplaining, plötzlich einen Namen geben, dann ist das für mich super - aber auch komplettes Neuland.

Wenn ich feministische Begriffe verwende, oder einfach nur darauf hinweise, dass ich gerade ein genderspezifisches Ungleichgewicht verspüre, dann wird gefühlt sehr oft direkt die Tür des Crashtest-Dummy Wagens zugeschlagen.

PAM! Na dann zeig mal, ob du was kannst!

Ich fühle mich dann wie eine Vertretungslehrerin, frisch von der Uni, die auf einmal auf eine hormonell aufgebrachte Horde Schüler losgelassen wird, die sich nichts sagen lassen will.

Mein Fazit

Ich finde es richtig, es falsch zu finden, dass Frauen nach wie vor oft, zum Beispiel in alltäglichen Konversationen, die kleinere Nummer sind. Und ich finde es richtig, von allen Geschlechtern zu erwarten, für die Veränderung dieser Ungerechtigkeit Verantwortung zu übernehmen.

Ich finde es falsch, wenn Frauen feministische Argumentation als Totschlagargument und Einschüchterungsmaßnahme verwenden, wenn die Situation es nicht erfordert – oder auch manchmal gar nicht hergibt. Man kann auch ohne solche Buzzwords diskutieren.

Ich kann verstehen, dass es für Männer herausfordernd sein kann, ihre Rolle in der Gesellschaft in Frage zu stellen. Und, dass es sich auch ungerecht anfühlen kann, "auf einmal” unter einem Generalverdacht zu stehen für Strukturen, die sie sich selbst ja auch nicht ausgedacht haben. Das ist manchmal viel verlangt. Aber selten zu viel.

Ich kann es so gar nicht verstehen, wegen menschlicher Fehler oder unausgereifter gesellschaftlicher Prozesse feministische Sprache oder auch feministische Haltung herabzuwürdigen oder nicht ernst zu nehmen. Ich breche hier keine Lanze für Männer, die den Schwanz davor einziehen, ihre Privilegien zu hinterfragen.

An allen Enden und auf allen Ebenen passieren Fehler. Klar ist, und das ist kein Womansplaining:

Wenn nicht-Cis-Männer (FLINTA*) sich dort Begriffe, Räume, Rechte oder eine Stimme erschaffen, wo es sie vorher nicht gab, dann sind das nur neue und mehr Privilegien auf der anderen – und nicht weniger auf der männlichen Seite. Da ist Wohlwollen gefragt, keine Competition.

Und deswegen:

Feminismus ist keine Männerdiskriminierung.

Aber :

Wenn sie dahin abdriftet, wie es bei der Causa Mansplaining schon mal passiert – dann darf man das sagen. Auch als FeministIn.

Mansplaining oder Mansblaming? Über die Awkwardness des Alltagsfeminismus

Mannmannmann: Feminismus. Ich sitze hier im Damensattel auf meinem Ferrari-Racing-Schreibtischstuhl, kratze mich mit meiner parfümierten Streitaxt an der Schläfe und weiß gar nicht, wie ich anfangen soll. Während für manche in Sachen gender equality heutzutage alles tutti ist, ahnen und mahnen andere, dass wir noch lange nicht fertig sind. Die einen sind bockig, die anderen zickig, der Rest so: Meh.

Tja, und nu? Am Beispiel des Mansplainings erkläre ich in diesem Beitrag, warum es für niemanden so wirklich einfach ist. Und warum es hilft, das zu verstehen.

Ich, Feministin? Okay, cool.

Ich bin Feministin, angeblich. Das scheinen Menschen zumindest oft anzunehmen. Ob das jetzt an meiner Ausstrahlung, meinem Lifestyle oder den rituellen BH-Verbrennungen liegt, zu denen ich wöchentlich einlade (im Dezember gibt’s Glühwein, ist ja auch lila): Ich hab mich bereitwillig mit dem Titel abgefunden. Wenn ich persönlich an FeministInnen denke, sind die zwar in meinem Kopf deutlich belesener und deutlich radikaler als ich, aber okay.

Was ich definitiv bin: als Frau geboren, auf biologischer Ebene cool damit und auch noch heterosexuell. Ich bin also eine Cis-Frau. In unserer heteronormativen Welt habe ich damit ein Arschkärtchen gezogen: Es ist schwer, aber es gibt Menschen, die es noch deutlich schwerer haben hinsichtlich ihrer Geschlechtsidentität. Und darüber bin ich mir sehr bewusst.

Das verleiht mir ganz offensichtlich schon genug Expertinnenstatus, um den Eindruck zu erwecken, man könnte mich wie eine Art Crashtest-Dummy für feministische Fragestellungen aller Art einsetzen. Das tun vor allem: Cis-Männer.

Immerhin sage ich ja auch Sachen wie Cis-Mann und heteronormativ, ein bisschen was muss am Verdacht also schon dran sein. Wirkt auf mich selbst oft eher profilneurotisch und elitär, solche Begriffe zu verwenden. So wie wenn Menschen auf Dating-Apps schreiben, sie seien sapiosexuell. Klingt wie Dinosex.

Bevor ich jetzt aber aus Versehen ein sarkastisches Fremdwort-Glossar eröffne, möchte ich mich lieber auf einen ganz bestimmten Begriff versteifen (Absicht), und zwar: Mansplaining.

Mansplaining-Vorwurf: Das Klappmesser im modernen Geschlechterkampf

Einige meiner Fellow-Normheten, denen das Thema eher fremd ist, denken jetzt vielleicht: „Poahneehörmirauf! Mach doch, wenn du willst, was du willst. Was soll denn der Emanzen-Dödelkram jetzt noch, ICH hab doch niemandem was getan – und außerdem Feierabend.“ Oder so.

Aber halt! So verdrehet nicht die Augen, liebe Lesenden! Sonst verpasst Ihr eventuell die Ausfahrt auf die Brücke, die ich nun beginne zu bauen.

Ich finde den Begriff des Mansplainings ein gefälliges Beispiel, um den sonst eher schwerwiegenden Gender-Diskurs aufzugreifen. Denn, anders als andere Themen aus diesem Bereich, ist dieses Wort und was dahinter steckt verhältnismäßig harmlos. Und deswegen, so hoffe ich – auch niedrigschwellig genug, sodass möglichst wenige direkt resigniert die Scheuklappen ausfahren.

Allerdings, und das macht es wirklich interessant: In genau dieser Niedrigschwelligkeit eines ja eigentlich ganz lustigen Begriffs wie „Mansplaining“ liegt ein großes Problem für feministisch geprägtes Vokabular auf seinem steinigen Weg in die Mitte der Gesellschaft.

Denn: Wann genau stimmt der Vorwurf, und wann nicht – und wer hat das letzte Wort?

Mansplaining, Klugscheißer oder einfach nur ein Mann, der etwas erklärt – und was ist, wenn er recht hat?

Auch wenn ich denke, dass die meisten den Begriff des Mansplainings schon einmal gehört, selbst abbekommen oder abgefeuert haben: Hier in aller Kürze.

Das Wort existiert seit ca. 15 Jahren, etymologisch ein ganz junger Hüpfer also. Nachdem ein Mann einer Kunsthistorikerin auf irgendeiner Veranstaltung in den USA unwissend ihr eigenes Buch erklärt hatte, wurde aus dieser Anekdote (die offensichtlich very relatable war) das Kofferwort Mansplaining kreiert – und hat es international in die Lexika geschafft. Letztlich geht es dabei um Rumklugscheißern in der Gender-Inequality-Edition.

KlugscheißerInnen mag niemand. Auch nicht, wenn sie recht haben. Wenn mir jemand etwas unaufgefordert erklärt und ich merke, dass es weniger um den Informationsaustausch geht als darum, dass die andere Person vor mir autosapiosexuell rumonanieren will – dann ist das weird und ich will, dass es aufhört.

So weit, so nachvollziehbar für alle. Richtig pfiffig wird die Angelegenheit jetzt aber, wenn man sich die Begriffsdefinition „Mansplaining“ genau anguckt.

Mansplaining heißt: Oft nichts Böses ahnende Cis-Männer erklären nicht cis-männlichen Personen etwas. Die sind davon genervt, denn entweder

sie wissen das alles schon, haben aus diesem Grund auch gar nicht gefragt und sind beleidigt, weil einfach angenommen wird, dass sie nicht schon Bescheid wissen,

oder

sie wussten es noch nicht, haben aber auch nicht darum gebeten, dass ihr gegenüber ihnen auf Verdacht Dinge erklärt, die sie nur vielleicht wissen wollen.

Ob der Mansplainer jetzt recht hat, oder nicht, das wird in den Definitionen, die ich gefunden habe, häufig mit einem „möglicherweise“ versehen: „Typ XY hat möglicherweise nur unvollständige oder falsche Informationen.“

Na ja, es ist dann zwar noch beknackter, aber der eigentliche Knackpunkt an der Geschichte ist eh ein anderer: Darum geht es nicht einmal.

Mansplaining ist die in-your-face Demonstration davon, dass Wissen und rationale Intelligenz traditionell Männersache sind. Es geht um die Selbstverständlichkeit der „Erklärerrolle“.

Die Rolle des Kontexts bei Gleichberechtigungsfragen, oder auch: Eine Primel auf einem Kartoffelacker ist kein Blumenbeet

Ich weiß, Frauen dürfen heute auch schon ganz schön viel und sowieso gibt es ganz viele Männer, die bei Rechten und Pflichten in vielen Bereichen keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern machen (wollen) – und wenn ich mich dazu entscheide, ‘ne Successful Business Woman zu werden oder Bauarbeiterin, dann hält mich ja heute auch keiner mehr davon ab (zumindest nicht per Gesetz).

Aber mal eine kurze Zwischenfrage: Es gibt so billige Sprüche T-Shirts, da steht drauf: Bin da, kann losgehen. Wie viele Frauen da draußen laufen wohl stolz und fröhlich damit rum? (Gibt’s unter anderem von Anbietern wie Spieltagsbier und Baufun, just sayin')

Es geht um das unterschiedliche Selbstbewusstsein, das uns allen als Kindern mitgegeben wurde in einer Welt, die nun einmal ganz klassisch und tief verwurzelt in die Kategorien Rosa und Blau aufgeteilt wurde. Was daraus gewachsen ist, lässt sich nicht mal eben mit einer Frauenquote umpflügen oder mit einem „Dann mach' doch einfach“.

Deswegen macht es auch heute einen großen Unterschied, ob mir ein (als solcher sozialisierter) Mann etwas ungefragt bzw. unnötig erklärt, oder jemand anderes. Denn wenn der Mann es tut, dann fühlt es sich an wie eine Demonstration der Tatsache, dass es für Menschen seines Geschlechts historisch ganz selbstverständlich ist, sich hinzustellen und Wahrheiten zu proklamieren. (So selbstverständlich, dass es nicht mal schlimm ist, ob ich das „möglicherweise“ gar nicht erklärt haben will – oder muss. Oder ob es vielleicht nicht mal stimmt.)

Die meisten Männer wurden so erzogen. Sie wurden in eine Welt geboren, in der große Namen, Idole, Vorstände und Legenden, wie sie selbst, in überwältigender Überzahl Männer waren – und heute in kleinerer Überzahl auch immer noch sind. Die Voraussetzung, etwas zu sagen zu haben, ist also schon direkt bei der Geburt erfüllt, ob der Mensch heute 60 oder 25 Jahre alt ist, egal. Und weil das so normal ist, gibt es auch keine Powermänner.

In der gleichen Welt bildet es immer noch die Ausnahme, wenn Frauen sich so verhalten. Es fällt immer noch mehr auf. Es wird belächelt, schärfer beobachtet oder ganz besonders lobend anerkannt. Wer das abstreitet, hat die Scheuklappen oben.

Powerfrauen gibt’s immerhin so einige.

All das im jovial-drolligen Akt des Mansplainings unter die Nase gerieben zu bekommen, nervt. Deswegen ist es gut, dass es Begriffe wie Mansplaining in den Sprachgebrauch und in das kollektive Bewusstsein schaffen.

Aber – jetzt kommt der Plottwist:

Explaining bitte: Wie zur Hölle geht Feminismus?

Ich als designierte Vorzeige-Emanze kann sagen: Ich hab doch selbst keine Ahnung.

Ich habe es schon einige Male mitbekommen, wie Frauen den Begriff Mansplaining in Anfällen von gutgemeintem aber blindem Aktionismus falsch verwendet haben. Irgendein Typ erklärt einfach nur etwas, weil das Gespräch es gerade ergibt, und zack, wird die M-Bomb gedroppt.

Das ist doof und sabotiert sowohl den Diskurs, an dem beide Seiten teilnehmen sollen, als auch die Glaubwürdigkeit der Sache an sich. Denn NATÜRLICH provoziert das auf der verunsicherten, angegriffenen Gegenseite die naheliegende Reaktion von



Eine Frau macht im Kontext von Feminismus Fehler, ergo: Die haben ja

Mann ey, nee! FeministInnen wollen erreichen, dass alle Geschlechter genauso für voll genommen werden wie das männliche. Das müssen wir aber ALLE erst lernen, denn da hat noch keiner so richtig viel Erfahrung mit. Nicht jeder Mensch mit feministischen Ansichten hat deswegen den ausgereiften Feminismus-Megaplan. Wenn irgendwelche AkademikerInnen und AktivistInnen, bei denen das schon eher der Fall ist, alten Phänomenen, wie dieser männlichen Überheblichkeit beim Mansplaining, plötzlich einen Namen geben, dann ist das für mich super - aber auch komplettes Neuland.

Wenn ich feministische Begriffe verwende, oder einfach nur darauf hinweise, dass ich gerade ein genderspezifisches Ungleichgewicht verspüre, dann wird gefühlt sehr oft direkt die Tür des Crashtest-Dummy Wagens zugeschlagen.

PAM! Na dann zeig mal, ob du was kannst!

Ich fühle mich dann wie eine Vertretungslehrerin, frisch von der Uni, die auf einmal auf eine hormonell aufgebrachte Horde Schüler losgelassen wird, die sich nichts sagen lassen will.

Mein Fazit

Ich finde es richtig, es falsch zu finden, dass Frauen nach wie vor oft, zum Beispiel in alltäglichen Konversationen, die kleinere Nummer sind. Und ich finde es richtig, von allen Geschlechtern zu erwarten, für die Veränderung dieser Ungerechtigkeit Verantwortung zu übernehmen.

Ich finde es falsch, wenn Frauen feministische Argumentation als Totschlagargument und Einschüchterungsmaßnahme verwenden, wenn die Situation es nicht erfordert – oder auch manchmal gar nicht hergibt. Man kann auch ohne solche Buzzwords diskutieren.

Ich kann verstehen, dass es für Männer herausfordernd sein kann, ihre Rolle in der Gesellschaft in Frage zu stellen. Und, dass es sich auch ungerecht anfühlen kann, "auf einmal” unter einem Generalverdacht zu stehen für Strukturen, die sie sich selbst ja auch nicht ausgedacht haben. Das ist manchmal viel verlangt. Aber selten zu viel.

Ich kann es so gar nicht verstehen, wegen menschlicher Fehler oder unausgereifter gesellschaftlicher Prozesse feministische Sprache oder auch feministische Haltung herabzuwürdigen oder nicht ernst zu nehmen. Ich breche hier keine Lanze für Männer, die den Schwanz davor einziehen, ihre Privilegien zu hinterfragen.

An allen Enden und auf allen Ebenen passieren Fehler. Klar ist, und das ist kein Womansplaining:

Wenn nicht-Cis-Männer (FLINTA*) sich dort Begriffe, Räume, Rechte oder eine Stimme erschaffen, wo es sie vorher nicht gab, dann sind das nur neue und mehr Privilegien auf der anderen – und nicht weniger auf der männlichen Seite. Da ist Wohlwollen gefragt, keine Competition.

Und deswegen:

Feminismus ist keine Männerdiskriminierung.

Aber :

Wenn sie dahin abdriftet, wie es bei der Causa Mansplaining schon mal passiert – dann darf man das sagen. Auch als FeministIn.

Mansplaining oder Mansblaming? Über die Awkwardness des Alltagsfeminismus

Mannmannmann: Feminismus. Ich sitze hier im Damensattel auf meinem Ferrari-Racing-Schreibtischstuhl, kratze mich mit meiner parfümierten Streitaxt an der Schläfe und weiß gar nicht, wie ich anfangen soll. Während für manche in Sachen gender equality heutzutage alles tutti ist, ahnen und mahnen andere, dass wir noch lange nicht fertig sind. Die einen sind bockig, die anderen zickig, der Rest so: Meh.

Tja, und nu? Am Beispiel des Mansplainings erkläre ich in diesem Beitrag, warum es für niemanden so wirklich einfach ist. Und warum es hilft, das zu verstehen.

Ich, Feministin? Okay, cool.

Ich bin Feministin, angeblich. Das scheinen Menschen zumindest oft anzunehmen. Ob das jetzt an meiner Ausstrahlung, meinem Lifestyle oder den rituellen BH-Verbrennungen liegt, zu denen ich wöchentlich einlade (im Dezember gibt’s Glühwein, ist ja auch lila): Ich hab mich bereitwillig mit dem Titel abgefunden. Wenn ich persönlich an FeministInnen denke, sind die zwar in meinem Kopf deutlich belesener und deutlich radikaler als ich, aber okay.

Was ich definitiv bin: als Frau geboren, auf biologischer Ebene cool damit und auch noch heterosexuell. Ich bin also eine Cis-Frau. In unserer heteronormativen Welt habe ich damit ein Arschkärtchen gezogen: Es ist schwer, aber es gibt Menschen, die es noch deutlich schwerer haben hinsichtlich ihrer Geschlechtsidentität. Und darüber bin ich mir sehr bewusst.

Das verleiht mir ganz offensichtlich schon genug Expertinnenstatus, um den Eindruck zu erwecken, man könnte mich wie eine Art Crashtest-Dummy für feministische Fragestellungen aller Art einsetzen. Das tun vor allem: Cis-Männer.

Immerhin sage ich ja auch Sachen wie Cis-Mann und heteronormativ, ein bisschen was muss am Verdacht also schon dran sein. Wirkt auf mich selbst oft eher profilneurotisch und elitär, solche Begriffe zu verwenden. So wie wenn Menschen auf Dating-Apps schreiben, sie seien sapiosexuell. Klingt wie Dinosex.

Bevor ich jetzt aber aus Versehen ein sarkastisches Fremdwort-Glossar eröffne, möchte ich mich lieber auf einen ganz bestimmten Begriff versteifen (Absicht), und zwar: Mansplaining.

Mansplaining-Vorwurf: Das Klappmesser im modernen Geschlechterkampf

Einige meiner Fellow-Normheten, denen das Thema eher fremd ist, denken jetzt vielleicht: „Poahneehörmirauf! Mach doch, wenn du willst, was du willst. Was soll denn der Emanzen-Dödelkram jetzt noch, ICH hab doch niemandem was getan – und außerdem Feierabend.“ Oder so.

Aber halt! So verdrehet nicht die Augen, liebe Lesenden! Sonst verpasst Ihr eventuell die Ausfahrt auf die Brücke, die ich nun beginne zu bauen.

Ich finde den Begriff des Mansplainings ein gefälliges Beispiel, um den sonst eher schwerwiegenden Gender-Diskurs aufzugreifen. Denn, anders als andere Themen aus diesem Bereich, ist dieses Wort und was dahinter steckt verhältnismäßig harmlos. Und deswegen, so hoffe ich – auch niedrigschwellig genug, sodass möglichst wenige direkt resigniert die Scheuklappen ausfahren.

Allerdings, und das macht es wirklich interessant: In genau dieser Niedrigschwelligkeit eines ja eigentlich ganz lustigen Begriffs wie „Mansplaining“ liegt ein großes Problem für feministisch geprägtes Vokabular auf seinem steinigen Weg in die Mitte der Gesellschaft.

Denn: Wann genau stimmt der Vorwurf, und wann nicht – und wer hat das letzte Wort?

Mansplaining, Klugscheißer oder einfach nur ein Mann, der etwas erklärt – und was ist, wenn er recht hat?

Auch wenn ich denke, dass die meisten den Begriff des Mansplainings schon einmal gehört, selbst abbekommen oder abgefeuert haben: Hier in aller Kürze.

Das Wort existiert seit ca. 15 Jahren, etymologisch ein ganz junger Hüpfer also. Nachdem ein Mann einer Kunsthistorikerin auf irgendeiner Veranstaltung in den USA unwissend ihr eigenes Buch erklärt hatte, wurde aus dieser Anekdote (die offensichtlich very relatable war) das Kofferwort Mansplaining kreiert – und hat es international in die Lexika geschafft. Letztlich geht es dabei um Rumklugscheißern in der Gender-Inequality-Edition.

KlugscheißerInnen mag niemand. Auch nicht, wenn sie recht haben. Wenn mir jemand etwas unaufgefordert erklärt und ich merke, dass es weniger um den Informationsaustausch geht als darum, dass die andere Person vor mir autosapiosexuell rumonanieren will – dann ist das weird und ich will, dass es aufhört.

So weit, so nachvollziehbar für alle. Richtig pfiffig wird die Angelegenheit jetzt aber, wenn man sich die Begriffsdefinition „Mansplaining“ genau anguckt.

Mansplaining heißt: Oft nichts Böses ahnende Cis-Männer erklären nicht cis-männlichen Personen etwas. Die sind davon genervt, denn entweder

sie wissen das alles schon, haben aus diesem Grund auch gar nicht gefragt und sind beleidigt, weil einfach angenommen wird, dass sie nicht schon Bescheid wissen,

oder

sie wussten es noch nicht, haben aber auch nicht darum gebeten, dass ihr gegenüber ihnen auf Verdacht Dinge erklärt, die sie nur vielleicht wissen wollen.

Ob der Mansplainer jetzt recht hat, oder nicht, das wird in den Definitionen, die ich gefunden habe, häufig mit einem „möglicherweise“ versehen: „Typ XY hat möglicherweise nur unvollständige oder falsche Informationen.“

Na ja, es ist dann zwar noch beknackter, aber der eigentliche Knackpunkt an der Geschichte ist eh ein anderer: Darum geht es nicht einmal.

Mansplaining ist die in-your-face Demonstration davon, dass Wissen und rationale Intelligenz traditionell Männersache sind. Es geht um die Selbstverständlichkeit der „Erklärerrolle“.

Die Rolle des Kontexts bei Gleichberechtigungsfragen, oder auch: Eine Primel auf einem Kartoffelacker ist kein Blumenbeet

Ich weiß, Frauen dürfen heute auch schon ganz schön viel und sowieso gibt es ganz viele Männer, die bei Rechten und Pflichten in vielen Bereichen keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern machen (wollen) – und wenn ich mich dazu entscheide, ‘ne Successful Business Woman zu werden oder Bauarbeiterin, dann hält mich ja heute auch keiner mehr davon ab (zumindest nicht per Gesetz).

Aber mal eine kurze Zwischenfrage: Es gibt so billige Sprüche T-Shirts, da steht drauf: Bin da, kann losgehen. Wie viele Frauen da draußen laufen wohl stolz und fröhlich damit rum? (Gibt’s unter anderem von Anbietern wie Spieltagsbier und Baufun, just sayin')

Es geht um das unterschiedliche Selbstbewusstsein, das uns allen als Kindern mitgegeben wurde in einer Welt, die nun einmal ganz klassisch und tief verwurzelt in die Kategorien Rosa und Blau aufgeteilt wurde. Was daraus gewachsen ist, lässt sich nicht mal eben mit einer Frauenquote umpflügen oder mit einem „Dann mach' doch einfach“.

Deswegen macht es auch heute einen großen Unterschied, ob mir ein (als solcher sozialisierter) Mann etwas ungefragt bzw. unnötig erklärt, oder jemand anderes. Denn wenn der Mann es tut, dann fühlt es sich an wie eine Demonstration der Tatsache, dass es für Menschen seines Geschlechts historisch ganz selbstverständlich ist, sich hinzustellen und Wahrheiten zu proklamieren. (So selbstverständlich, dass es nicht mal schlimm ist, ob ich das „möglicherweise“ gar nicht erklärt haben will – oder muss. Oder ob es vielleicht nicht mal stimmt.)

Die meisten Männer wurden so erzogen. Sie wurden in eine Welt geboren, in der große Namen, Idole, Vorstände und Legenden, wie sie selbst, in überwältigender Überzahl Männer waren – und heute in kleinerer Überzahl auch immer noch sind. Die Voraussetzung, etwas zu sagen zu haben, ist also schon direkt bei der Geburt erfüllt, ob der Mensch heute 60 oder 25 Jahre alt ist, egal. Und weil das so normal ist, gibt es auch keine Powermänner.

In der gleichen Welt bildet es immer noch die Ausnahme, wenn Frauen sich so verhalten. Es fällt immer noch mehr auf. Es wird belächelt, schärfer beobachtet oder ganz besonders lobend anerkannt. Wer das abstreitet, hat die Scheuklappen oben.

Powerfrauen gibt’s immerhin so einige.

All das im jovial-drolligen Akt des Mansplainings unter die Nase gerieben zu bekommen, nervt. Deswegen ist es gut, dass es Begriffe wie Mansplaining in den Sprachgebrauch und in das kollektive Bewusstsein schaffen.

Aber – jetzt kommt der Plottwist:

Explaining bitte: Wie zur Hölle geht Feminismus?

Ich als designierte Vorzeige-Emanze kann sagen: Ich hab doch selbst keine Ahnung.

Ich habe es schon einige Male mitbekommen, wie Frauen den Begriff Mansplaining in Anfällen von gutgemeintem aber blindem Aktionismus falsch verwendet haben. Irgendein Typ erklärt einfach nur etwas, weil das Gespräch es gerade ergibt, und zack, wird die M-Bomb gedroppt.

Das ist doof und sabotiert sowohl den Diskurs, an dem beide Seiten teilnehmen sollen, als auch die Glaubwürdigkeit der Sache an sich. Denn NATÜRLICH provoziert das auf der verunsicherten, angegriffenen Gegenseite die naheliegende Reaktion von



Eine Frau macht im Kontext von Feminismus Fehler, ergo: Die haben ja

Mann ey, nee! FeministInnen wollen erreichen, dass alle Geschlechter genauso für voll genommen werden wie das männliche. Das müssen wir aber ALLE erst lernen, denn da hat noch keiner so richtig viel Erfahrung mit. Nicht jeder Mensch mit feministischen Ansichten hat deswegen den ausgereiften Feminismus-Megaplan. Wenn irgendwelche AkademikerInnen und AktivistInnen, bei denen das schon eher der Fall ist, alten Phänomenen, wie dieser männlichen Überheblichkeit beim Mansplaining, plötzlich einen Namen geben, dann ist das für mich super - aber auch komplettes Neuland.

Wenn ich feministische Begriffe verwende, oder einfach nur darauf hinweise, dass ich gerade ein genderspezifisches Ungleichgewicht verspüre, dann wird gefühlt sehr oft direkt die Tür des Crashtest-Dummy Wagens zugeschlagen.

PAM! Na dann zeig mal, ob du was kannst!

Ich fühle mich dann wie eine Vertretungslehrerin, frisch von der Uni, die auf einmal auf eine hormonell aufgebrachte Horde Schüler losgelassen wird, die sich nichts sagen lassen will.

Mein Fazit

Ich finde es richtig, es falsch zu finden, dass Frauen nach wie vor oft, zum Beispiel in alltäglichen Konversationen, die kleinere Nummer sind. Und ich finde es richtig, von allen Geschlechtern zu erwarten, für die Veränderung dieser Ungerechtigkeit Verantwortung zu übernehmen.

Ich finde es falsch, wenn Frauen feministische Argumentation als Totschlagargument und Einschüchterungsmaßnahme verwenden, wenn die Situation es nicht erfordert – oder auch manchmal gar nicht hergibt. Man kann auch ohne solche Buzzwords diskutieren.

Ich kann verstehen, dass es für Männer herausfordernd sein kann, ihre Rolle in der Gesellschaft in Frage zu stellen. Und, dass es sich auch ungerecht anfühlen kann, "auf einmal” unter einem Generalverdacht zu stehen für Strukturen, die sie sich selbst ja auch nicht ausgedacht haben. Das ist manchmal viel verlangt. Aber selten zu viel.

Ich kann es so gar nicht verstehen, wegen menschlicher Fehler oder unausgereifter gesellschaftlicher Prozesse feministische Sprache oder auch feministische Haltung herabzuwürdigen oder nicht ernst zu nehmen. Ich breche hier keine Lanze für Männer, die den Schwanz davor einziehen, ihre Privilegien zu hinterfragen.

An allen Enden und auf allen Ebenen passieren Fehler. Klar ist, und das ist kein Womansplaining:

Wenn nicht-Cis-Männer (FLINTA*) sich dort Begriffe, Räume, Rechte oder eine Stimme erschaffen, wo es sie vorher nicht gab, dann sind das nur neue und mehr Privilegien auf der anderen – und nicht weniger auf der männlichen Seite. Da ist Wohlwollen gefragt, keine Competition.

Und deswegen:

Feminismus ist keine Männerdiskriminierung.

Aber :

Wenn sie dahin abdriftet, wie es bei der Causa Mansplaining schon mal passiert – dann darf man das sagen. Auch als FeministIn.

Melanie Wildt / Freie Texterin und Autorin
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